Der folgende Text
bezieht sich auf die Magisterarbeit von Peter Gaida, Bremen. Der Auto
genehmigt freundlicherweise die auszugsweise Wiedergabe des Textes.
Die Zeitform und einige Hervorhebungen wurden geändert. Ebenfalls wurden die Literraturangaben
weggelassen. Der vollständige Text ist unter www.petergaida.de/Atlantikwall/index.htm nachzulesen.
Der Zweite Weltkrieg: Organisation-Todt,
Die Festung "Gironde-Süd", Bataillon Penthésiléen¹
Anfang 1944 arbeiteten in manchen Kommunen der Gironde und des Landes die männliche Bevölkerung zwischen 16 und 60 Jahren zu 90 Prozent
am Atlantikwall. Die Belegschaften bestanden fast ausschließlich aus
Franzosen, in Saint Jean-de-Luz
beispielsweise bleiben von fünfzig deutschen Organisation Todt(OT)-Arbeitern nur einer auf
der Baustelle, der Rest, rund 250 Mann, sind Franzosen.
Die Aufgabe der OT reduzierte sich oftmals nur auf die Bauleitung, im
Departement Gironde übernahmen sogar französische Buchhalter die
Verwaltung der OT-Baustellen.
Im August 1944 arbeiteten 15 000
Personen auf den Küstenbaustellen des Atlantikwalls in Aquitanien. Mehr
als die Hälfte davon waren Ausländer: achttausend spanische Zwangsarbeiter, eintausend nordafrikanische
Kriegsgefangene und eine unbekannte Anzahl an senegalesischen Kriegsgefangenen. Der Rest sind dienstverpflichtete
Franzosen: Zweitausend französische Arbeiter im Baskenland, viertausend in den Landes und in Gironde.
In ganz Aquitanien beschäftigte die OT 35 000, die Kriegsmarine 10 000 und die Luftwaffe 3 000 Arbeiter,
weitere 1 000 sind in Bayonne mit Bauarbeiten für die Wehrmacht
beschäftigt.
Berücksichtigt man die
Zulieferbetriebe des Atlantikwalls, arbeiteten fast fünfzigtausend französische Arbeiter in Aquitanien auf Baustellen und in
Betrieben der deutschen Besatzungsmacht. Insgesamt sind mindestens 60 000 Arbeiter und Gefangene im Einsatz, um für die
deutsche Armee an den Stränden Aquitaniens Bunker zu errichten.
Die Bewachung der Baustellen übernahm die Wehrmacht. Drei
Infanteriedivisionen mit älteren und schlecht bewaffneten Reservetruppen
besetzen die Küstenorte und die Widerstandsnester am Strand, fünf
spezielle Artilleriegruppen der Marine und des Heeres übernahmen die
Bedienung der schweren Geschütze. Zwei weitere Artilleriegruppen mit
mobilen, meist von Pferden bewegten Geschützbatterien standen im
Hinterland an der wenig ausgebauten Rückzugslinie. Insgesamt standen an
diesem Küstenverteidigungsabschnitt (KVA E 1) eine Truppe mit ca. 14 000 Mann, um den Atlantikwall in
Aquitanien zu bewachen.
Mitte 1943 wurden die Küstendivisionen mit neuen Truppen verstärkt: Fünf
weitere Festungskompanien mit Waffen aus dem Ersten Weltkrieg und ein
Regiment der Indischen Legion, die nach ihrer Gefangennahme in
Nordafrika in das deutsche Lager übergelaufen waren, übernahmen die
Bewachung eines bislang schwach besetzten Küstenabschnitts. Für ein paar
Monate waren auch russische Freiwillige der Ostlegion, drei
Kosakenbataillone, polnische Freiwillige der Waffen-SS und ein Bataillon
Wolgadeutscher im Küstenhinterland stationiert. Häufig sprachen die
russischen Söldner kein Wort deutsch und um die Moral war es nicht gut
bestellt: Im Juni 1944 verzeichneten die Ostbataillone in Aquitanien fünf
Selbstmorde. Angesichts einer möglichen Auslieferung an Stalin nach dem
Krieg ziehen die Russen den Freitod vor.
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zu 1 Penthesilea,
griechischer Mythos: Königin der Amazonen; Tochter des Ares; im Trojanischen Krieg von Achill getötet. Tragödie von
Heinrich von Kleist (1808). Namensgebung für das Landschaftsgebiet:
Amazonas
Deutsche Kriegsgefangene 1945
Foto:
Museum Soulac
Reste der Verbindungswege zwischen den Stützpunkten.
Juli 2008, südlich von Le Gurp
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