Ja doch, ich war selbstverständlich auf dem
Châteaux Mouton-Rothschild (mit der
Trauerweidenallee), Lynch Bages, Palmer,
Léoville Las Cases, Beycheville, Cos d'Estournel, Phélan Ségur, Pinchon Longueville.
Wir haben diese Weinkeller mit ihren distanzvermittelten Lanzentoren,
zum langsam fahrend zwingenden pompösen Kiesauffahrten, den vergoldeten
Türklingen, die 210-Liter-Fässer aus teurem Eichenholz, den Barriques,
mittels Führung auch von innen gesehen.
Sie sind prächtig anzusehen. Mächtig, herrschaftlich, großartig. Sie sagen
viel über den Reichtum aus, der sich angesammelt hat. Diese ganze
Tadellosigkeit ist schwer zu ertragen.
Wir kamen uns oft verkleinert vor. Aber ich habe sie, die Rache des
kleinen Mannes, früher auf Zelluloid verkleinert gebannt und heute in
diese kleinen Kästen in Pixel verwandelt, gepresst.
Nur so zur
Info, man darf nicht vergessen , dass bei diesen Spitzenweinen nicht die
Kosten den Preis bestimmen, sondern die Nachfrage - und die ist allemal
höher als das Angebot.
Gottlob, einige der obigen Weine wurden (werden) auf
Langstreckenflügen der Deutschen Lufthansa in der First-Class angeboten.
Ich will nicht ins Detail gehen,
aber ich hatte die Gelegenheit auf DLH-Flügen nach [...] diese Weine, zwar in ca.
10 000 Meter, aber immerhin, zu probieren. Aber ich schweife ab.
Nein, gekauft haben wir
solche Weine nicht. Zumal keine größere Gehaltserhöhung in Aussicht
war(ist),
mussten wir uns etwas überlegen. Auf Billigweine umsteigen? Nein! Wo also könnte man "seinen" Wein im Bordelais kaufen?
Wenn ich in einer Weingegend bin, gehe ich in
keinen Supermarkt, da gehe ich zu einem Winzer! Okay, es gibt in
Vensac die Weingüter
Château David, das
Château
Taste und natürlich Château
La Tour de By östlich von Bégadan. Aber deren Weine sind mir zu taninhaltig, zu sperrig.
Uns zog es (auf der Hinreise nach Montalivet) deshalb eher in das Château
Petit Puch bei Saint Germain du Puch,
wobei dieser Ort auch wegen des Restaurants l'atmosphère (früher Bar
Commerce) einen Umweg wert ist.
Oder in das Chambre d'Hôtes mit Weingut La Hourqueyre in Saint Yxans-de-Medoc zu Madame Batailley.
Sie spart sich die eigene Abfüllanlage - dafür kommt der perfekt
ausgerüstete Lkw vorbei - und nimmt für ihren netten Wein gerade einmal
7 Euro. Ein günstiges Vergnügen.
Oder in das Château La Chèze bei Capian in Aquitanien.
Es muss ein Artikel, so um 1990, in einer Weinzeitschrift gewesen sein,
weswegen wir auf dieses Weingut kamen. Heute ist es im Besitz von
Vincent Priou, Direktor von Château Beauregard (Pomerol)!
Die Weine können allesamt bereits jung getrunken werden. Die Preise
bewegen sich von 6 bis 10 Euro pro Flasche. [...]
Oder in das
Château
Tire Pé à Gironde-sur-Dropt. Was für
ein Name! Zugegeben, auch deswegen sind wir dort hingefahren. Etwas anrüchig klingt
der Name des Weingutes für französische Ohren schon. Doch der Winzer
erklärt, was es mit seinem 1997 erworbenen Château
Tire Pé auf sich hat.. "Wir sind hier auf einem Plateau, 90 Meter hoch,
ein steiler Weg - und wenn die Leute hier oben angekommen sind, haben
sie aus Erleichterung einen Furz gelassen."
Diese
Weingüter ausfindig zu machen, ist nicht ganz einfach (gewesen). Selbst
Nachbarn drei Häuser weiter konnten uns nicht helfen, diese Betriebe zu
finden, aber bei allen
diesen Weingütern stimmt die These "Guter Bordeaux kann nicht preiswert sein"
keinesfalls.
So auch bei dem Château Marjosse.
Das Château gehört, wie wir
sehen konnten, derzeit sicher nicht
zu den ansehnlichsten im Bordelais, zudem kamen uns am Besuchstag
ponygroße Hunde entgegen, aber es gehört keinem anderen als dem Direktor von Château
Cheval Blanc und d'Yquem, Monsieur Pierre Lurton. Schwierig zu finden, aber was
man für 9 bis 11 Euro kaufen kann, ist gelungen.
Was
ich zu dem Weingut Château
Cheval Blanc im "Der Spiegel" 31/2009 nachlesen konnte hat hier nichts
direkt mit dem Thema zu tun, verdient vielleicht trotzdem eine
Bemerkung: "Albert Fére. Mischkonzern. Bank, Mineralöl,
Baustoffe, vermutlich der reichste Belgier, Milliardär natürlich. [...]
wirklich göttlich ist der Rotwein von seinem Gut in Saint-Emilion:
Cheval Blanc, einer der besten der Welt." Bestimmt hat dieser
Mann wie es sich Milliardäre gern leisten auch eine 50 Meter lange Jacht
mit einem Spritverbrauch von 1000 Liter pro Stunde! Nein, ich gebe
mir hier nicht die Blöße und sage etwas dazu, sondern ich gebe mich
damit zufrieden, dass ich wenigstens den Wein des Direktors seines
Weingutes probieren konnte.
[...]
Was man in diesem Landstrich an Hotels empfehlen bzw. bezahlen kann, ist
dünn gesät: L'Hôtellerie de
Château
Pomys, Leyssac, Restaurant
La Maison du Douanier,
Saint Christoly de Médoc zum Beispiel.
Château
Cordeillan-Bages in Pauillac - mit A 13 nicht machbar; eben falsche
Fakultät gewählt.
[...]
Okay zu gegeben, unten in der Stadt kann man inzwischen selbst im
Karstadt die obigen Weine kaufen. Da kann ich allerdings nur noch
einmal auf Herrn Gschbrrr (Name absichtlich vom Autor
unkenntlich gemacht.) aufmerksam machen, der sagte: "Wer seinen Wein
zum Spülmittel in den Einkaufswagen packt, verpasst viel, denn
im Wein liegt Wahrheit und die erfährt man nur vor Ort."
Bis dann, kurzweilig eine Wein-Empfehlung:
Für Spezis, die immer schon alles kennen.
Oder
kleine Bildchen aus der Region. [ oder
flickr und den Tag "Le Gurp" eingeben ]
Gegenwart der Vergangenheit: Die Festung "Gironde-Süd" 1944 - 1945
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Der Autor mit einer halbvollen Flasche Château
Petit Puch im l'atmosphère (früher Bar du Commerce) in St.
Germain du Puch.
Château
La Chèze bei Capian in Aquitanien
Château
Tire Pé (oder Weingut "Furz")
Ein fast provenzalisch anmutendes Gebäude.
Château
Marjosse; erst einmal finden! Keinem
anderen als dem Direktor von Château
Cheval Blanc und d'Yquem gehört dieses Weingut.
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