Le Gurp
Geschichtlicher Hintergrund der Region
Die Holländer erschließen das nördliche Médoc
Im 17. und 18. Jahrhundert fanden im Médoc tief greifende Veränderungen
statt, die sich heute noch auf die Landschaft und die Wirtschaft
auswirken. Alles begann mit dem großen Abenteuer des Trockenlegens der
Sümpfe, in dem die Holländer eine wesentliche Rolle spielten. Um 1640
begannen auch die Sumpfarbeiten in Saint-Vivien und in Lesparre.
Aber erst im 18. Jahrhundert wurde das Werk in Vertheuil, Talais und Grayan
beendet.
Die Holländer sind die Techniker, die Wegbereiter (les initateurs) des
Trockenlegungsprogrammes. Noch heute grasen hier immer noch friesische
Milchkühe.
Die Blüte der großen Weine
Am Anfang der Hochgewächse aus Bordeaux, das heißt, Ende des 17.
Jahrhunderts, stand die Familie de Pontac mit ihrem Gut Haut-Brion in
Graves. Neuerungen wurden aber ebenfalls auf Domaine de Pez in Saint
Estèphe, einem weiteren Besitz der Familie (!), eingeführt.
Die Liste der Neuerungen ist lang. Dazu gehört die Beackerung mit Hilfe von
Tieren, das Trennen roter und weißer Rebsorten, die Verbreitung des
Abstiches, die bessere Hygiene im Umgang mit den Fässern, das
systematische Auffüllen der Barriques, die Eiweißschönung, die
Stabilisierung der Weine durch das Schwefeln, das Verbessern der
Verschnitte, die Selektion des Lesegutes zwischen "Großen
Weinen" und "Zweitweinen" (zwischen 1735 und 1760) oder
das Aufkommen neuer Vertriebswege - de Pontac verkaufte seine Weine in
England in Wirtshäusern, von denen eines sogar seinen Namen trug. Verkaufen
in was?
Nein, nicht in Barrel (Oelfass mit 159 Liter Inhalt), sondern in
Barrique-Fässern (barriques: 24 Dutzend Flaschen fassende Fässer; heute
Fässer mit
225 Liter Inhalt.), damals aus Limousin-Eiche.
Erst nach 1850 kam es zur vermehrten Abfüllung und Verkauf auf Flaschen,
besonders nach Großbritannien. Nur so zur Info: Ein Synonym für Fass
ist Tonneau (Fässer zwischen 300 und 500 Liter). Während der
Französischen Revolution wurden die noch beweglichen 225 Liter fassenden
Weinfässer mit Schutt gefüllt und von den Aufrührern für
Straßenbarrikaden verwendet, daher auch der Name.
Die Entstehung eines neuen wirtschaftlichen-sozialen Gebildes, des "Crus"
(Cru; kry: Gewächs, Lage, Weinberg) begann sich abzuzeichnen.
Der Begriff Chateau entwickelte sich erst nach 1860. Nach und nach übernahm
er den Namen seines Besitzes, sei dieser adlig oder nicht und den seines
geographischen Ortes. Da der Besitzer selten auf dem Gut selbst lebte,
wurde die Leitung einem 'Regisseur' anvertraut. Dieser herrschte über
ein Reich an Landwirtschaftangestellten im Keller und im Weinberg.
All dies führte zu steigendem Reichtum der Winzer; die kleinen inbegriffen.
Kapital von außen flossen aus dem Handel von Bordeaux, aus der Industrie und
den Banken ins Medoc. Es gibt viele Beispiele dafür, die bekanntesten
dafür sind die Rothschilds 1863 in Mouton.
Am Ende des 18. Jahrhunderts (1750 - 1800) war das Médoc zu einem Muster
an Weinbau geworden, als das es sich auch heute noch präsentiert. Sehr
schnell stellten sich vier Chateaus heraus: Haut-Brion in den Graves
neben Lafite, Latour und Margaux.
übrigens: 1848 hatten Marx und Engels gerade das Kommunistische Manifest
veröffentlicht.
Frankreich ist plötzlich eine Republik (1848 - 1852!) geworden. Der Sozialismus lodert in Europa
auf, nachdem er - wie eine der schönen Ideen(?) des Jahrhunderts - in Paris entstanden ist.
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Château Mouton
Rothschild
Château Mouton Rothschild: Teilansicht. Ja doch, wir waren auf dem
Château Mouton Rothschild. Mir schwant, weshalb die Rotweine von
diesem Gut ein Vermögen kosten. Alles ist hier schön, wunderschön.
Mächtig, herrschaftlich, großartig. Aber ...
Der berühmte Turm von Château Latour. Im Maison du Tourisme et du Vin
in Pauillac kann man einen Großteil der Weine des Medoc zu Châteaupreisen kaufen.
Für eine Flasche Château Latour 1998 waren im Juli 2004 207 € zu
berappen. Damit kann man allerdings nur den Leuten mit den Leichtlohngruppen imponieren.
Château Pichon Longueville-Comtesse-de-Lalande
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